Corona gab den Startschuss zum Online-Lernen – wer von den Anbietern überleben wollte, musste auf das virenfreie digitale Medium wechseln. Das heißt: Die Trainer mussten sich an das digitale Korsett der Zooms und Teams gewöhnen. Lebensvolle Interaktion – ersetzt durch die zweidimensionale Konfrontation, die im digitalen Deutschland manches Mal nur schwer zustande kam. Aber Unternehmen und Anbieter gleichermaßen entdeckten die (ökonomischen) Vorteile und wollten nicht mehr so schnell davon lassen.
Interaktion – das Surplus der Präsenz: Präsenzschulungen sind wie das sprichwörtliche Salz der Lernwelt – sie sind das Leben des Lernens. Diskussionen, Gruppenarbeiten und praktische Übungen forcieren den direkten Austausch; neues Wissen wird buchstäblich greifbar. Nur, wer Online-Trainings am eigenen Leib erfahren hat, kann das Defizit fehlender nonverbaler Kommunikation nachvollziehen.
Dynamik statt Schema F: Das Leiden des mäßigen, die Herausforderung des professionellen Dozenten: Die Gruppe entwickelt einen hartnäckigen Eigensinn, der regelmäßig das von der Agenda abgesteckte Terrain überschreitet. Den Lehrplan spontan anpassen und sich an den Bedürfnissen der Gruppe orientieren – in Präsenz ist die Spontaneität zu Hause. So wird aus dem Unterricht keine Einbahnstraße, sondern eine lebendige Lernerfahrung.
Fokussierung und Verbindlichkeit: Ohne Ablenkung durch Arbeits-E-Mails oder die Versuchung, „nur mal schnell“ im Homeoffice den Geschirrspüler auszuräumen, können sich die Teilnehmenden ganz auf den Stoff konzentrieren. Präsenzveranstaltungen schaffen Verbindlichkeit: Wer da ist, ist auch wirklich da. Das fokussiert die Aufmerksamkeit und erhöht den Erfolg des Wissenstransfers.
Networking mal richtig: Die Gespräche in der Pause, der lockere Austausch bei Gruppenarbeiten – diese persönlichen Begegnungen sind Gold wert. Mal ehrlich: Beim Networking kommt es halt auch darauf an, ob man jemanden sprichwörtlich „riechen“ kann – digital glücklicherweise noch im Bereich des Unmöglichen.
Natürlich gibt’s auch Herausforderungen: Reisekosten, Zeitaufwand und die Organisation drumherum sind nicht ohne. Anbieter jonglieren zwischen Räumen, Technik und Teilnehmer-Betreuung. Und ja, die Kaffeepausen wollen auch vorbereitet sein – und hinterher soll das Geschirr abgeräumt sein.
Ein Spiegel der Unternehmenskultur und eine Chance für die eigene Marke: Man spricht ja so häufig vom Erlebnis der Teilnehmer*innen im Bildungszentrum – ja, wenn es ein Erlebnis ist. Lassen wir einmal die infrastrukturelle Lage außen vor – auch wenn sie sicher bedeutsam ist. Wir betreten das Bildungszentrum – was erleben wir als Neuankömmling? Stehen wir orientierungslos oder werden wir von hilfreichen Menschen stehend empfangen (Frage: Welchen Eindruck macht ein Restaurant auf Sie, in dem Sie den Ober sitzend antreffen?). Strahlen Räume und Innengestaltung eine wohltuende Atmosphäre ohne betriebsame Hektik aus? Ist das Kommunikationsverhalten aller Angestellten nicht nur freundlich, sondern auch authentisch und strahlt es die Selbstsicherheit eines professionellen Anbieters aus? Eine Selbstsicherheit aus dem Wissen um die eigene Exzellenz, die für den Kunden bestimmt ist und vom Management täglich vorgelebt wird?
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