Autor Ulrich Hoffmann, PerformNet AG
Die Absicherung des Leistungsbonus
Es war einmal ein Nikolaus aus dem Grosskollektiv der Nikoläuse und zuständig für Firmenkunden, der sich nicht nur um die Wünsche braver Bildungsmanager kümmerte, sondern auch um seinen eigenen beruflichen Werdegang – zumindest theoretisch. In der Praxis allerdings herrschte Chaos: Eine Vielzahl von Aufgaben, Terminkollisionen und ein fast verschlafenes Jahresendgespräch.
Doch diesmal wurde Nikolaus unmissverständlich darauf hingewiesen, dass er endlich die
seit Jahren versprochene Weiterbildung absolvieren müsse. Ein Ultimatum stand im Raum: Ohne Teilnahmebestätigung bis Ende 2024 verfällt sein Bonus, und – schlimmer noch, eine Suspendierung drohte. Ein Schreckensszenario für jeden, selbst für jemanden mit rotem Mantel und Schlitten.
Empfehlung: „Künstliche Intelligenz“
Ein guter Freund – vermutlich eines der Rentiere – empfahl ihm ein Seminar über „künstliche Intelligenz“. Kein unbekanntes Problem: auch Führungskräfte grosser Bildungsanbieter drücken sich gerne vor eigener Weiterbildung, manchmal mit haarsträubenden Begründungen. Und oft sind die Chefs nicht mutig genug, einzugreifen, was dazu führt, dass Teams fachlich abgehängt werden und das Image der Organisation leidet.
Nikolaus war allerdings entschlossen: er liess sich anmelden. Doch schon die Ankunft am Schulungszentrum am 16. Dezember lief alles andere als glatt.
Parkplatzdrama und Cookie-Bestechung
Mit seinem voluminösen Schlitten fand Nikolaus keinen geeigneten Parkplatz. Die Tiefgarage war zu eng, und direkt vor dem Zentrum war nichts frei. Notgedrungen stellte er sein Gefährt auf dem Behindertenparkplatz ab – ein Fehler. Ein wütender Mitarbeiter stürmte aus dem Eingang und schrie: „Hey, Alter! Schieb deine Karre da weg, das ist nur für Behinderte!“ Nikolaus, der Friedensstifter, parkte schliesslich in einer Seitenstrasse. Die Rentierpflege? Kurz improvisiert.
An der Rezeption dann der nächste Schreck: Sein „Wingman“ Knecht Ruprecht war nicht angemeldet. Das Problem löste Nikolaus auf die wohl unkonventionellste Weise – mit Cookies. Eine schnelle Übergabe, ein breites Grinsen der Rezeptionistin, und Ruprecht durfte mit. Gut, dass der Nikolaus neuerdings auch Apple Pay beherrscht.
Das Seminar: Bahnhof verstehen
Pünktlich im Seminarraum nahmen Nikolaus und Ruprecht Platz. Die ersten Folien wurden
projiziert, Begriffe wie „Neuronale Netze“, „GPT-3“ und „Algorithmische Biases“ flogen durch den Raum. Nach wenigen Minuten war klar: Nikolaus und Ruprecht verstanden nur Bahnhof. Während die anderen Teilnehmenden engagiert mit Begriffen wie „Prompt-Engineering“ und „Transformer-Modelle“ hantierten, sah man Nikolaus flüsternd fragen: „Sind das die Namen von neuen Rentieren?“ Ruprecht notierte stur alles, obwohl sein Notizblock irgendwann nur noch von Fragezeichen übersät war.
Weihnachtsduft und die grosse Party
Um 17:30 Uhr endete das Seminar. Acht Teilnehmende verliessen den Raum zufrieden und
beflügelt, während Nikolaus und Ruprecht leise überlegten, ob eine Suspension vielleicht doch gar nicht so schlimm wäre. Doch draussen wartete schon das nächste Highlight: Die Weihnachtsfeier des Schulungszentrums. Der Duft von Glühwein, Bratäpfeln und Gebäck lag in der Luft. Die Firmenband legte los,und Nikolaus samt Ruprecht wurden herzlich eingeladen.
Es war ein ausgelassenes Fest. Selbst ein Reporter war vor Ort, musste aber auf Druck eines
kirchlichen Sekretärs später alle Aufzeichnungen löschen. Denn was auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier.
Fazit: Ein unvergesslicher Tag
Am Ende war es doch ein Erfolg. Nikolaus versprach, im nächsten Jahr besser vorbereitet wiederzukommen. Die Seminarleitung bedankte sich höflich – vermutlich aus Angst vor Kohle im Schuh – und die Teilnehmenden verabschiedeten sich herzlich.
Und so bewies Nikolaus, dass auch Bildungsurlaub ein Abenteuer sein kann. Manchmal eben eines mit einem Schlitten, Cookies und ein paar skurrilen Momenten.
Epilog: Ein friedensstiftender Abschluss
Nach dem turbulenten Tag zwischen engen Parkplätzen, verwirrenden Fachbegriffen und
köstlichem Glühwein zog Nikolaus Bilanz. Nicht alles war perfekt gelaufen, aber er hatte eine Lektion gelernt: Bildung ist wie Weihnachten – es braucht Vorbereitung, Geduld und ein bisschen Magie.
Auf der Heimfahrt mit Knecht Ruprecht neben sich und den Rentieren, die leise vor sich
hin schnauften, dachte Nikolaus darüber nach, wie wichtig es war, sich neuen Themen zu stellen. „Vielleicht“ murmelte er, „kann selbst ein alter Nikolaus noch etwas von künstlicher Intelligenz lernen – zumindest, wie man Parkplätze findet.“
Knecht Ruprecht nickte. „Und nächstes Jahr, Chef, melden wir uns für ein Seminar über
Zeitmanagement an. Dann haben wir immer genug Zeit für Kekse, Weiterbildung und Weinachts-Partys.“ Nikolaus lachte und hob seinen warmen Kakao. „Auf den Frieden – und darauf, dass Lernen nie aufhört.“
Die Sterne funkelten über der Stadt, während der Schlitten leise durch die Nacht glitt. Und
irgendwo, in einem kleinen Schulungszentrum, sass eine Rezeptionistin, die lächelnd in ihre frisch gebackenen Cookies biss. 🎄
Zum PDF mit dem 6. Türchen