Was ist das Metaverse überhaupt?
Als dystopische Romanwelt kam es in den 90er Jahren in Verruf – mittlerweile avancierte es zum nächsten technologischen Hype. Mark Zuckerberg adelte es, als er Facebook in Meta Platform – oder schlicht Meta umbenannte. Alpha war ja schon vergeben, ich bin gespannt, welches Unternehmen das Omega für sich beansprucht.
Metaverse ist das, was über oder jenseits des Universums steht. Dabei greift eine Verengung auf Virtuelle Realität zu kurz. Sie ist zwar, im Unterschied zum Web3.0, unverzichtbarer Bestandteil des Metaverse. Aber es spielen eben auch zahlreiche weitere Elemente hier hinein: KI, Blockchaintechnologie, hohe Skalierbarkeit u.a.
Welche Elemente charakterisieren das Metaverse?
Immersion
Virtuelle Welten bieten ein immersives Erlebnis, bei dem Nutzer in eine (teilweise) virtuelle Umgebung eintauchen. Dies wird durch spezielle Endgeräte ermöglicht, wodurch das Bewusstsein der Nutzer von der realen Umgebung abgeschirmt wird und die virtuellen sinnlichen Erlebnisse als real empfunden werden. Virtual Reality (VR) ermöglicht eine vollständige Immersion in komplett virtuelle 3D-Welten wie das Metaverse.
3-D
Die Dreidimensionalität (3-D) ist von größter Bedeutung für das Metaverse. Das Internet entwickelte sich von einem überwiegend textbasierten Medium in den 80er und 90er Jahren zu einem Medium, das in den 2000er Jahren dank größerer Speicherkapazitäten und Bandbreiten Bilder und Audiodateien mit einbezog. Soziale Netzwerke folgten auf diese Entwicklung, die nun auch den Upload hochauflösender Bilder und Videos ermöglichten. Mit ihnen wandelten sich die Kommunikationsformen und -kulturen. Der nächste logische Schritt in dieser Entwicklung sind 3D-Inhalte, da Menschen danach streben, digitale Methoden und Modelle zu nutzen, die ihrer realen Welt am nächsten kommen.
Echtzeit – Latenz – Synchronizität
Im Kontext des Metaverse taucht häufig der Begriff der Echtzeit auf – philosophisch problematisch, da Echtzeit für ein Selbstbewusstsein eine differenzlose Präsenz bedeutete. Gemeint ist hier vielmehr eine Minimierung der Latenzzeit, also die Reaktionszeit zwischen Aktion und sichtbarer Reaktion. Hier ist die Bandbreite entscheidend für ein immersives Erlebnis in virtuellen Welten. Die Erwartung ist, dass sich virtuelle Bewegungen synchron mit den sinnlichen Erfahrungen koordinieren. Eine Kopfbewegung sollte die perspektivische Wahrnehmung des Umfeldes simultan nach sich ziehen. Besonders im Gaming oder E-Sport sind unterschiedliche Latenzen problematisch, da sie zu Frustration führen und das Spielerlebnis beeinträchtigen.
Persistenz – Permanenz – Transferibilität
Das Metaverse wird eine persistente, von einzelnen Realisierungen unabhängige Existenz und permanente Struktur aufweisen, wobei es entscheidend ist, diese Persistenz auch innerhalb einzelner Welten zu gewährleisten. Diese Beständigkeit ist besonders wichtig in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Arbeit, um sicherzustellen, dass Aktivitäten und Errungenschaften, wie etwa ein kostenpflichtiges Weiterbildungszertifikat, Bestand haben und ihre Gültigkeit und Bedeutung beibehalten.
Wichtig ist daher auch eine Übertragbarkeit persistenter Elemente. Ein NFT-geschütztes Accessoire von Gucci möchte ich – wie im realen Leben – überall zeigen können. Daher ist letztlich eine hardwareübergreifende Interoperabilität wichtig, sodass Nutzer ihre Errungenschaften überall zeigen und Erfahrungen unabhängig vom verwendeten Gerät, wie etwa einer VR-Brille, im Metaverse sammeln können.
Dezentralisierung
In der Debatte um das Metaverse ist die Frage der Dezentralität umstritten. Während manche die Dezentralität als wesentliche Bedingung für ein Metaverse sehen, um dominante Systeme wie Facebook oder Instagram zu umgehen, glauben andere, dass sie zwar ein Merkmal des Web 3.0, aber nicht zwingend des Metaverse ist. Dezentralität im Metaverse bedeutet die Verlagerung von Kontrolle und Entscheidungsmacht von einer zentralen Instanz auf ein verteiltes Netzwerk, was beispielsweise durch eine dezentrale autonome Organisation (DAO) erreicht wird, in der Entscheidungen kollektiv getroffen werden und keine zentrale Autorität existiert. Kunstkäufe oder Transfers von Assets sind ohne eine dezentrale Struktur z.B. einer Blockchain kaum denkbar, da hier die Dezentralität die Vertrauensbasis erst schafft.
Sascha Lobo hatte im Spiegel 2022 schon darauf hingewiesen, dass es weniger die Technologien als solche sind, die zur Akzeptanz des Metaverse führen, sondern die praktische Anwendung, die Interoperabilität und v.a. die Ergonomie der Geräte.