Türchen 21: Droht IT-Bildungsanbietern der Sparkurs?

Autor: Ulrich Hoffmann, PerformNet AG

Wirtschaftsflaute in der Industrie

Es ist aufgrund der sich verdunkelnden wirtschaftlichen Aussichten in der Industrie in
Deutschland durchaus möglich, dass IT-Bildungsanbieter zunehmend unter Druck geraten. Diese Feststellung basiert auf folgenden Fakten und wirtschaftlichen Tendenzen:

  1. Konjunkturabschwächung in der Industrie
  • Rückgang der Auftragseingänge: Zahlreiche Branchen in der deutschen Industrie (Automobil, Maschinenbau, Chemie) melden seit mehreren Quartalen einen Rückgang bei Auftragseingängen und Produktion. Dies führt zu Kostensenkungsprogrammen, die auch Weiterbildungsbudgets betreffen.
  • Fakt: Der ifo-Geschäftsklimaindex verzeichnet zuletzt eine deutliche Eintrübung der Stimmung in der Industrie (17.12.2024).
  • Unsicherheit durch geopolitische Spannungen: Der anhaltende Krieg in der Ukraine, hoher Krankenstand und Lieferkettenprobleme dämpfen das Wirtschaftswachstum. Unternehmen agieren vorsichtiger bei Ausgaben.

2. Kostensenkungen bei Weiterbildungsbudgets

  • Kürzungen von Personalentwicklungsbudgets: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden Weiterbildungsmaßnahmen häufig als „verzichtbar“ eingestuft und zurückgestellt. Besonders kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) neigen dazu, solche Investitionen zu verschieben.
  • Fakt: Laut dem BIBB-Weiterbildungsmonitor 2023 reduzieren 20 % der Unternehmen ihre Weiterbildungsinvestitionen bei wirtschaftlichen Unsicherheiten.

3. Branchenabhängigkeit der IT-Bildungsanbieter

  • Industrienahe IT-Bildungsangebote: Anbieter, die stark auf Branchen wie Automobilindustrie, Maschinenbau oder Energieversorger fokussiert sind, spüren die Kürzungen stärker als solche, die Kunden aus wachstumsstärkeren Bereichen bedienen (z. B. Cloud Computing oder KITechnologien).
  • Beispiel: Ein Rückgang bei ERP-Trainings im Mittelstand könnte mit stagnierenden Digitalisierungsbudgets zusammenhängen.

4. Arbeitsmarkt- und Fachkräftemangel als paradoxe Stabilisierung

  • Fachkräftemangel: Trotz konjunktureller Schwäche besteht ein hoher Bedarf an IT-Fachkräften. Unternehmen könnten Weiterbildungen zur Umschulung und Skill-Verbesserung ihrer Mitarbeitenden dennoch als notwendig erachten.
  • Fakt: Laut Bitkom fehlen in Deutschland aktuell 149.000 IT-Fachkräfte (Stand 2023). Dies könnte eine Stabilisierung für IT-Weiterbildungsanbieter bewirken.
  • Anpassung der Weiterbildungsthemen: Anbieter, die digitale Transformation, KI-Training oder Cybersecurity schulen, dürften weniger betroffen sein.

5. Langfristige Trends als Gegengewicht

  • Digitale Transformation: Trotz Konjunkturabschwächung bleibt die Digitalisierung ein langfristiger Treiber für IT-Bildung. Themen wie Automatisierung, KI und Cloud-Training gewinnen an Bedeutung.
  • Gesetzliche Regulierungen: Neue Anforderungen (z. B. EU-Datenschutz, Nachhaltigkeitsberichte) könnten Weiterbildung in bestimmten IT-Bereichen erzwingen.

Fazit und Einschätzung:

Kurzfristig: Ein Rückgang bei IT-Bildungsanbietern ist vor allem in industrienahen Segmenten zu erwarten. Dies liegt an gekürzten Budgets für Weiterbildung und konjunkturellen Einsparungen.
Langfristig: die IT-Bildung bleibt zentral, um den Fachkräftemangel zu adressieren und die Digitalisierung voranzutreiben. Anbieter, die agile, zukunftsgerichtete Schulungsangebote mit den entsprechenden Qualitätsstandards bieten (Cloud, KI, IT-Security), könnten die Schwächephase besser überstehen.

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